Gedichte für Kinder
von
Bernd Pol

Zurück Zurück zur Willkommensseite Nach unten

---

Es sind nur noch überraschend wenige Gedichte für Kinder erhalten geblieben. Das hat eine Durchsicht vieler Ordner und Loseblattsammlungen ergeben.

Nicht, dass im Lauf der Zeit so wenige entstanden sind. Es liegt eher daran, dass der größte Teil zufällig, aus dem Augenblick und für den Augenblick entstanden ist. Das heißt, die Texe wurden auf irgendwelchen zufällig herumliegenden Schmierzetteln notiert, in den Verkehr gebracht (soll heißen: vorgelesen und an diverse Kinderzimmerwände, -türen, -möbel gepinnt) und dann schlichtweg verloren.

Das ist schade. (Meine Frau sagt, sie habe viele davon aufgehoben, in Schuhschachteln auf dem Speicher oder so - nur, da komme ich nicht dran.) So habe ich im Endeffekt nur vier Gedichte zu bieten.

Dessenungeachtet, einen ungefähren Eindruck von meinen Kindergedichten (und deren Bandbreite) geben sie doch.

Hier sind sie also, die kümmerlichen Reste:

Das Feuer-Leute-Katzen-Mäuse-Lied
Die kleine Riesenmaus
Die Geistertür
Ein faules Kind

Bitte beachten Sie auch bei diesen Texten das Copyright.
(© Bernd Pol 2002 ff., Alle Rechte vorbehalten.)

---

Das Feuer-Leute-Katzen-Mäuse-Lied
1. Vers

Das Feuer, das kann brennen.
Manche Leute rennen.
Katzen sollen Mäuse fangen -
mögen sie gern abgehangen ...

2. Vers

Im Feuer kann man braten.
Manche Leute raten.
Katzen sagen meistens: "Mau!" -
Mäuse finden sich mehr schlau ...

3. Vers

Ins Feuer kann man pusten.
Manche Leute husten.
Katzen müssen Lauer liegen -
manche Maus möcht lieber fliegen ...

Schluss

Das Feuer geht oft aus.
Die Leute sind zuhaus.
Die Katzen stromern drauß' -
da lacht im Haus die Maus ...

Das Feuer-Leute-Katzen-Mäuse-Lied ist, soweit ich mich erinnere, für meinen jüngsten Sohn im Kindergartenalter entstanden. Man kann daraus ersehen, dass wir schon damals Katzen hatten, die im Garten fleißig Mäuse fingen und ins Haus, vornehmlich in die Küche, brachten.
Wie das Feuer und die Leute reinkamen, weiß ich nicht mehr. Vermutlich aber geht das auf eine direkte Anregung der Kinder (aller Altersstufen) zurück. Die bunte Mischung unterschiedlichster Themen ist jedenfalls typisch für die Kindergedichte jener Zeit.
(Der ironische Ton auch. Der war Absicht. Es wurde viel gealbert bei uns in der Familie.)
Zum Verzeichnis

---

Die kleine Riesenmaus
Für Helene
In einem großen Zwergenhaus
saß eine kleine Riesenmaus
ganz hinten in der Eck.

Sie kannte sich dort richtig aus
und holt sich aus der Küche raus
ein Riesenstückchen Speck.

Dann schlabbert sie zu diesem Schmaus
noch eine Dose Sahne aus
und frisst auch sonst viel weg.

Die Zwerge Friederich und Klaus,
die wohnten da in diesem Haus,
sie kriegten einen Schreck:

"Da frisst ja eine Riesenmaus,"
so rief der Friederich zum Klaus,
"uns alles Essen weg!"

"Die Maus muß schleunigst aus dem Haus!
Denn eine solche Riesenmaus,
die macht ja auch viel Dreck!"

Sie suchten eine Katze aus
und nahmen sie mit sich nach Haus
ganz hinten in die Eck.

Da denkt die kleine Riesenmaus:
"So werd ich ja zum Katzenschmaus."
Und kriegt 'nen Riesenschreck.

Schon springt die Katz mit einem Saus
hinüber zu der Riesenmaus
und jagt sie aus der Eck.

Die rennt ganz schnell zur Küche raus
und sucht sich hinterm Stuhl von Klaus
ein sicheres Versteck.

"Komm her, du süße kleine Maus,
aus deinem kleinen Mäusehaus,
sonst fresse ich dich weg!"

So ruft die Katze dazu aus
und streckt gleich ihre Krallen raus
und tatzt in diese Eck.

"Oh, liebe Katze!" ruft die Maus,
"Laß mich doch lebend hier heraus.
Es hat doch keinen Zweck:

Frisst du mich jetzt in diesem Haus,
dann ist das Spiel gleich wieder aus,
und du musst wieder weg."

"Wir teilen uns den Küchenschmaus:
Du schlabberst dort die Sahne aus,
und ich fress diesen Speck."

Da ließ die Katz die Maus heraus
und lebt mit ihr in Saus und Braus
ganz hinten in der Eck.

Und jetzt ist die Geschichte aus,
es schläft die Katze mit der Maus
dort unter einer Deck.

Entstanden als Geschenk zum fünften Geburtstag meiner älteren Tochter. Sie war damals mit meiner Frau in einer Mutter-Kind-Kur im Schwarzwald.
Wahrscheinlich ist das Gedicht deshalb erhalten geblieben. Es hatte als Brief von vornherein ordentliche Schriftform. Und es hat im Lauf der Zeit eine Menge Abschriften gegeben. Das konserviert.
Zum Verzeichnis

---

Die Geistertür

An einer Tür von Geisterhand
Einmal ein kleiner Meister stand.

Der Meister sprach: „Die Geistertür
Nehm' ich nicht mal für ein Papür!“

Er schlug in seine Hände dort —
Da flogen alle Wände fort.

Die Geister aber blieben hier
Und hielten ihre Geistertür.

So nützt die ganze Meisterei
Kein bisschen bei der Geisterei —

Die Geister gehen nie mehr fort,
Der Meister steht entgeistert dort.

Das ist eines der verschollen gewesenen Kindergedichte. Meine Töchter hatten es auswendig gelernt (davon hatte ich keine Ahnung). Sie liebten es heiß und innig, vor vielen, vielen Jahren.
Jetzt, da es wieder zum Vorschein gekommen ist, sollen auch möglichst viele etwas davon haben.
Zum Verzeichnis

---

Ein faules Kind

Wir haben hier
ein faules Kind,
das bis um vier
ein wenig spinnt.

Von vier bis sechs
da macht es dann
die böse Hex,
was es gut kann.

Um halber sieben
ist es sitzen geblieben.
Um halber zehn
konnt's nicht mehr gehn.

Und dann ganz spät,
so um Mitternacht,
hat sich's gedreht
und ist aufgewacht.

Und von zwölf bis eins,
in der Geisterstund,
da wars dann meins
und kerngesund.

Noch so ein verschollen gewesenes Gedicht, an dessen Entstehung ich überhaupt keine Erinnerung mehr habe.
Dorothee, meine jüngere Tochte, hat es ausgegraben. (Das Original steht auf einem recht zerknüllten Papier.) Sie erzählt, dass es geschrieben wurde, als sie mitten in ihrer ersten pubertären Trotzphase stak.
Seltsam, was da alles entstehen kann...
Zum Verzeichnis

---

Zurück Nach oben