Mehr zu den Lebensereignissen
von
Bernd Pol
Technischer Teil

BASIC: (Beginners' All-Purpose Programming Language)
Eine Programmiersprache für jeden. Einfach zu programmieren. Einfach zu erstellen.
Passte bereits auf die frühen Microcomputer.

Eigentlich fing es aber gar nicht mit BASIC an, sondern eine Stufe weit darunter: Das erste, was ich machte, waren Maschinenbefehle – reine Zahlen – auf Papier zusammengestellt und mühsam in die Maschine eingetippt. Nur so brachte man Schritt für Schritt das Gerät überhaupt zum Laufen.

An Rechenarbeiten für das Physikstudium war überhaupt nicht zu denken!
Aber man lernte Unmengen dabei!

Damit begann meine Mikrocomputergeschichte.
Zurück
CP/M: (Control Program for Microcomputers)
Der erste verbreitete Betriebssystem-Standard für Microcomputer.
Hielt sich fast zehn Jahre.

CP/M war vor allem etwas für Bastler, für Leute, die ihren Computer bis in den letzten Winkel kannten. Man musste die Anpassung selbst vornehmen (war nicht übermäßig schwer) und hatte dann einen Standard, auf dem man vor allem Disketten mit anderen austauschen konnte.
Die Isolation war aufgehoben!
Plötzlich konnten Programme und Daten in großem Maßstab weitergegeben (und vor allem verkauft) werden.

Eine Zeitlang beherrschten CP/M-taugliche Computer fast unumschränkt den Markt.
Bis IBM mit seinem PC kam, Microsoft ins Boot holte und beide den Markt neu aufmischten.

Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden ...
Zurück
CP/M – das Buch: Eine Geschichte der Vergeblichkeit

Schreiben wollte ich eigentlich überhaupt nicht zu diesem Thema. Aber dann drängte der Verleger. CP/M war verbreitet, der Markt war offen. Was lag näher, als (noch) ein Handbuch zu veröffentlichen.

Gut, da war ich Experte. Aber ich mochte nicht. Es gab doch schon so viele Bücher dazu.
Wozu sich nochmal die Arbeit machen?
Doch dann war das, was es bei den anderen gab, irgendwie nicht richtig genug.
Und das ewige Drängen nervte.

Was tut der Experte? Er gibt nach. Und macht gleich an eine ganze Serie von Büchern:
Eines für Anfänger, für den Tagesgebrauch. Eines für Experten. Und noch ein Weiter­führendes mit technischem Hintergrund.

So war es zumindest geplant. Doch dann kamen die Produktionsprobleme.
Dann erschien eine neue Version von CP/M mit weit verbesserten Fähigkeiten. Doch dafür hätte man den Computer umbauen müssen.
UMBAUEN! Den einzigen, den Arbeitscomputer, den, an dem das ganze Einkommen hing. Wenn er dann womöglich nicht mehr lief - oh Gott!

Und dann kam wieder was dazwischen. Und dann noch etwas. Und noch was.
Und so wurden die restlichen Bände niemals fertig.
Zurück
Disketten: Ich kann nur eindringlich warnen: Trau keinem Speicher nicht – er bricht!

Mit riesigen 8-Zoll-Disketten hatte ich angefangen, damals, 1978/79, in der ersten Euphorie
("Keine Sorge, das hält ewig – und wenn – machen Sie halt immer mal wieder eine Kopie!"),
die lagen noch vor kurzem bei mir herum – unpraktisch, untauglich, wahrscheinlich zum größten Teil schon wieder leer: Seit Jahrzehnten gibt es kein Laufwerk und kein Betriebssystem mehr, das damit umgehen könnte.

Der Leichtsinn bleibt - es hat sich immer mal wiederholt, mit den unterschiedlichsten Medien.
Manchmal drucke ich meine Sachen aus und hefte sie ab, möglichst sorgfältig, wenn es geht.

Das ist auch nicht hundertprozentig – verloren geht auch so gerade viel genug. (Außerdem kann man sein Zeug ja auch verbrennen ...)
Zurück
Erste Bekanntschaft mit Computern: Die allererste Bekanntschaft liegt früh:

Micky-Maus-Hefte am Ende der 50er Jahre – die Faszination der Computer von Daniel Düsentrieb.
Solche Ungetüme, die alles konnten und nie etwas richtig machten.
So etwas musste man doch unbedingt verstehen.
Und selber bauen, besser, lebendiger machen, natürlich.
Um Leute zu beeindrucken.
Darum vor allem.

Nach viel Träumerei und Spinnerei kam die Chance aus heiterem Himmel.
Es geschah 1964 in meiner (vor)letzten Lehrstelle.
Da wurde ich versetzt, im Rahmen einer Strafaktion.

Die Abteilung, in die ich kam, entwickelte Messgeräte für die Fertigung und Demonstrationsmodelle für die Schulung: Riesige Schalttafeln, vorne blinkten Lichter, hinten war ein Primitivcomputer aus Transistoren, Widerständen und Kondensatoren zusammengelötet.
Sie funktionierten nicht sehr gut, waren störanfällig und mussten häufig repariert werden. Eine Arbeit, die sich der Chef vorbehalten hatte.

Noch einmal kam die Entscheidung aus heiterem Himmel.

Sommerurlaub. Der Chef war noch ein, zwei Wochen weg.
Es war heiß. Keiner hatte Lust. Keiner hatte Arbeit für mich.

Ein defektes Demonstrationsmodell zur Computerschulung stand mitten in der Werkstatt herum.

Als der Chef wiederkam, braungebrannt und gut gelaunt, steckte ich bis zum Hals in dem Modell, hatte links einen teuren Oszillographen, den eigentlich niemand anrühren durfte, rechts einen Rolltisch mit sonstigem Messgerät, unter mir eine Leiter, vor mir den Computer.
Der funktionierte gerade zum ersten Mal wieder.
Was der Mann gesagt hat, weiß ich nicht mehr. Aber anschließend steckte er eine Woche hinter der Maschine und prüfte alles. Ich musste assistieren.

Das Gerät lief perfekt!

Ich wurde gelobt, bekam eigenverantwortliche Arbeiten zugeschoben, die keiner sonst machen wollte, durfte die Gesellenprüfung ein Jahr früher ablegen – und hatte die Grundlagen des Computers so verinnerlicht, dass ich mich zu Hause daran machte, Düsentrieb zu spielen:

Den perfekten Computer bauen!

Vor allem sollte er sprechen und Sprache verstehen können.
Meine Beschäftigung mit Künstlicher Intelligenz fängt hier an.

Es wurde nicht viel daraus, klar doch. Dazu wusste ich denn doch zu wenig. Außerdem hatte ich bald kaum noch Zeit. Und Geld war ohnehin kaum welches da.
Den Ordner aber, in dem ich damals meine Pläne unterbrachte, den habe ich heute noch.
Er ist leer. Die Pläne sind bei einem frühen Umzug alle verloren gegangen. (Damals hatte ich für einige Zeit mit Computern nichts am Hut.)
Auf dem Rückenschild aber prangt, in bester Zeichentusche geschrieben, immer noch der Name, den das Wunder tragen sollte: Polo 1

Ich bin heute noch stolz darauf.
Zurück
Fernlehrinstitut: Nicht irgendeine dubiose Klitsche, nein, ein alteingeführtes, renommiertes Fernlehrinstitut:
Onken, aus Kreuzlingen, gerade südlich von Konstanz auf der schweizer Seite des Bodensees.

(Für Eingeweihte: Onken arbeit eng mit Christiani im deutschen Konstanz zusammen. Man könnte beide fast als Schwesterunternehmen betrachten. – Meine ersten [positiven] Fernkurserfahrungen jedenfalls gehen auf Christiani zurück.)

Ich habe mein Exemplar des BASIC-Kurses nicht mehr. (Verliehen – verschollen – keine Ahnung, bei wem.) Aber es ist ein - für mich typisches – Monstrum geworden: Über 20 Lieferungen zu je 100 Seiten (mehr und weniger).

Die Arbeit war auf ein paar Monate angesetzt.
Sie sollte Jahre dauern ...

Ob der Verleger sein Drängen bedauert hat? Vermutlich ja. Nerven hat es ihn jedenfalls gekostet.
Ich weiß nicht, ob ich mich jemals entschuldigt habe ...

Aber das Produkt war (trotz der Überfülle) gut.
Zurück
Halbbildung: Eigentlich etwas ganz Grässliches.
Man weiß nicht genug über etwas, um es wirklich zu beherrschen, aber man weiß doch so viel, dass man meint, man wüsste alles (oder doch zumindest genug, um sich nicht weiter darum kümmern zu müssen).

Leider ist das meiste Alltagswissen unter Halbbildung einzuordnen. Man kann ihr einfach nicht entgehen.
Abhilfe: Sich dessen bewusst bleiben. Lernen, wann immer es geht. Das Wissen vertiefen, wo immer es notwendig wird. Und - auch mal etwas vergessen können!

Viertelbildung ist besser. Umfassendes Wissen natürlich erst recht. Nur ist das nur auf ganz wenige Bereiche beschränkt - man sollte sich dann aber (zumindest, was das Wissen angeht) auf andere verlassen können.
Zurück
KI: Künstliche Intelligenz

Oder was die Leute dafür halten.
Im Grunde ist es ein Euphemismus, eine Beschönigung, denn Computer sind blöd und bleiben blöd. Von Intelligenz keine Spur.
Zumindest bei dem, was man heute unter Computern versteht.

Trotzdem – es ist ungemein faszinierend.

Das reicht zurück zu den ersten Robotergeschichten (und vor allem bis zum legendären Daniel Düsentrieb der frühen Micky-Maus-Hefte). Und das verstärkte sich, als ich vor vielen Jahren zum erstenmal mit Computern in Berührung kam:
Der Maschine Leben einhauchen.
Es hat etwas vom Schöpfermythos an sich. Und es geht darum, die Welt zu verstehen.
Letzteres wird immer wichtiger, je länger die Faszination andauert.

Intelligenz ist es nicht, zu was sich Computer befähigen lassen Aber man kann sie "abrichten", auf komplexe Situationen mit komplexen Entscheidungen zu reagieren.
Ob man dazu alles explizit programmiert oder ob man mit technischen Tricks den Computer "lernen" lässt – immer geht es darum, dass die Maschine das tut, was der Mensch von ihr erwartet.
Und was er ihr – letztlich – ausdrücklich aufträgt.

Man muss KI anders lesen: Komplexe Informationsverarbeitung. Das trifft es. Intelligenz jedoch ist einfach nicht drin.

Man gerät tief in philosophische Grundfragen hinein, wenn man das genauer anschaut. Im Grunde läuft alles auf eines hinaus: So ein Rechner ist einfach nicht lebendig genug. Er kann nicht intelligent werden, weil er (von alleine) nicht wirklich in der Welt steht
Zurück
Lieferanten: Man kann sich das heute kaum noch vorstellen. Aber die ersten Microcomputer waren eine reine Hobbysache von ein paar "intellektuellen Spinnern".

Microcomputer kamen Mitte der 70er Jahre als Bausätze auf. Ein paar Enthusiasten besorgten die in Amerika und versuchten sie hier über den Postweg zu vertreiben. Gegen Vorkasse in der Regel oder Nachnahme.
Es waren winzig kleine Klitschen. Ein-, Zwei- oder Dreimannbetriebe. Studenten in der Regel. Und mit viel zu wenig Kapital ausgestattet.

Als der Markt nach ein paar Jahren anzog, gingen die meisten von ihnen bankrott ...
Zurück
Mikrocomputer, Eine Geschichte: 
Es gab erst einmal fast nichts – keine dauerhafte Speichermöglichkeit, keine Tastatur, keinen Bildschirm, keinen Drucker – nur den bloßen Kern, zwei Karten mit dem Computerkern und einem winzigem (eben mal 4096 Byte großen) Speicher - provisorisch auf einem Holzbrett aufgebaut – einen Schalter, ein paar Tasten, ein paar Lichter.

Welch ein Triumph, als endlich ein ausrangierter Fernschreiber angeschlossen werden konnte! Oder als Daten auf Tonbandkassetten speicherbar waren. Als viermal soviel Speicher (ganze 16384 Bytes!) möglich war.
Als die erste richtige Computertastatur dastand. Und der Familienfernseher hinterrücks zum Monitor umgebaut worden war. Als es das erste Diskettenlaufwerk (ein Ungetüm für 20 cm große 8-Zoll-Disketten, ohne Gehäuse, frei verkabelt hinten auf dem Schreibtisch) gab!

Da ging die Schreibarbeit erst richtig los.

Wenn auch zunächst der erfasste Text nochmals auf Schreibmaschine abgetippt werden musste! (Stellen Sie sich das mal vor – so was war ganz in der Tat ein richtiger Fortschritt!!!)
Dann kam der erste richtige Drucker. (Eine ohrenbetäubende Nervensäge von Nadeldrucker.)

Dann kamen die ersten richtigen Schreibaufträge.

Dann lief es eine ganze Zeitlang so.
Zurück
Philosophie: Nicht viel mehr als eine intellektuelle Spielerei.

Wenn ich auf irgendeinem Gebiet Dilettant bin, dann hier. Also fragen Sie mich nicht nach Kant oder Heidegger oder ***. Ich kenne sie. Ich habe immer wieder mal etwas von ihnen gelesen.
Aber ich kann sie nicht.

Es blieb keine Zeit zum intensiven Studieren. Und meistens reichte schlicht die Konzentration nicht.
Also - im wissenschaftlich redlichen Sinne: Philosoph bin ich nicht. Nie gewesen. Werde ich auch wahrscheinlich nie sein.

Und doch dreht die Welt sich mir durch den Kopf.

Es sind die uralten Standardfragen, die wenigstens privat gelöst werden wollen:
- Was ist Raum? Was ist Zeit? Und wo entsteht das eigentlich?
- Wie entwickelt sich die Welt? Gibt es ein "Nichts", aus dem alles entsteht? Und wenn ja, kann man eine Grenze festlegen zwischen Sein und Nichts?
- Was ist "Sein" überhaupt?
- Und warum können wir das alles erkennen? (Und warum ein Computer - prinzipiell - nicht?)
- Und schließlich, last but not least, wo geht es mit der Menschheit hin? Hat sie noch eine Zukunft, eine Aufgabe? Und wenn ja, wie sieht die wohl aus?

Das hört da nicht auf, selbstverständlich. Aber da gliedert sich alles ein.
So entsteht ein Gerüst, ein System (ein höchst privates, ungeprüftes, unvollständiges).
Das muss zum Orientieren reichen.
Zurück
Produktionsprobleme: Die beginnenden 80er Jahre im Microcomputer-Buchgeschäft waren schwer, für Autoren wie für Leser.
Die Verlage wollten sparen. Bücher sollten von den Autoren fertig gemacht werden.
Soll heißen, man musste ein verfilmfähig getipptes oder gedrucktes Manuskript abliefern. Viele solche Sachen waren mit groben 7-Nadel-Druckern gemacht. Einfach grässlich. Andere Geräte hatten die meisten Autoren halt nicht.

Nein, das wollte ich niemand antun. Ich besorgte mir was Gutes, etwas ganz Neues vom Markt: eine vom Computer ansteuerbare Typenradschreibmaschine.
Dann suchte ich mir noch eine möglichst schöne Schrift.
Und dann wurde das Manuskript für den ersten Band in vieltägiger Arbeit mit (maximal) 10 Zeichen pro Sekunde automatisch ausgetippt.
Das Ergebnis war einfach grässlich!
Die mit so viel Stolz gewählte schöne Schrift war im fertigen Buch kaum lesbar – reinster Streusand. (Besser als 7-Nadel-Drucker. Aber trotzdem nur schwer zu ertragen.)

Das nächste Werk sollte da aber wirklich besser aussehen!

Es gab Fortschritte. Ein Nachfolgemodell dieser Schreibmaschine sollte Proportionalschriften können. Und gut lesbare Schriften, sogar mit Sonderzeichen, haben.
Es gab da nur ein kleines Problem: Keines meiner Textprogramme konnte Proportionaltexte gestalten. Zumindest ließ sich kein Proportionaltext auf dem Bildschirm anzeigen.

Ein Fall für den Experten: Der bastelte und programmierte und änderte - und kam dem Ideal ganz sachte immer näher.
Bald, wirklich bald, würde ein richtig schönes Buch entstehen können.
Das ging in die Zeit.
Das schöne Buch entstand nicht mehr. Nicht mit dieser Technik. Nicht mit diesem Programm.
Nicht gestaltet von mir.
Zurück
Schreiben, (Freizeit-)Schriftsteller: Schwierig, so etwas als Berufsbezeichnung festzulegen, wenn man fast nichts veröffentlichen kann (also mit seiner Arbeit weniger als nichts verdient).
In der Freizeit geschrieben habe ich immer seit den ersten Versuchen. Aber das alleine macht natürlich noch keinen Schriftsteller aus.

Gewissermaßen ein Schriftsteller war ich auch schon in den anderthalb Jahrzehnten als Fachjournalist für Microcomputer. Belletristisch gab das jedoch nicht allzuviel her. (Obwohl – ich hatte mir auch da kräftig Mühe gegeben.)

Auf das Veröffentlichen kommt es nicht einmal in erster Linie an. Aber man sollte (soweit das überhaupt geht) möglichst ernsthaft, handwerklich sauber arbeiten. Kein Dilettant bleiben - dann wird es eine Künstler-Existenz, irgendwo außerhalb von Zeit und Raum, und doch notwendig ins Leben integriert.

Einer, der freie Zeit zur Arbeit zu nutzen versucht –
ein professioneller Freizeit-Schriftsteller halt.
Zurück
Strafaktion: Wie ich zu meinem ersten richtigen Beruf kam.

Die Firma, in der ich seit 1963 lernte, hatte zwei Niederlassungen. Die neue, große stand in Landau - dort wurden Kofferradios gebaut, dort befand sich die Verwaltung, dort gab es eine Lehrwerkstatt, dort bildete man mich aus.
Dort hatte ich eines Tages vor versammelter Mannschaft ein hohes Tier aus der Firmenleitung angebrüllt.
Es war ein Versehen, ein Affekt. Und es ging dabei überhaupt nicht um mich.

Es kam so: Man hatte für die Neulinge ganz am Anfang des ersten Lehrjahrs zum Üben eine Bandstraße eingeführt. Dort sollten sie Kofferradios in eigener Regie zusammenbauen.
An sich eine gute Sache. Organisiert mit allem drum und dran.
Ich war einer der höheren Jahrgänge, die in den gefertigten Geräten Fehler aufspüren sollten.
Es gab viele Fehler.
Das kümmerte kaum einen. Schließlich waren das Anfänger, die gerade eben Löten gelernt hatten. Und sie wurden von Wohe zu Woche besser.

Dann, eines Tages, kam dieser Chef. Der beschwerte sich über "mangelnde Qualität" und setzte zu "exemplarischen Maßnahmen" an. Soll heißen, er griff sich einen Lehrling vom Band und fing an, ihn zur Schnecke zu machen.
An der Stelle muss mir der Kragen geplatzt sein. Viel weiß ich nicht mehr. Es muss jedenfalls sehr laut geworden sein. Und ich erinnere mich an entsetzte, erstaunte, bewundernde Blicke vom Band her und an das Gesicht unseres Lehrmeisters, der über die Schulter vom Chef feixte und mich anstrahlte.

Ich fühle mich beschissen.
Es war kein Mut. Nur Affekt.
Bei klarem Bewusstsein hätte ich mich so was nie getraut.

Die Folgen:
- Der Lehrmeister musste gehen. (Er verbesserte sich dabei, bekam einen guten Posten in der IHK und hat mir später die Gesellenprüfung abgenommen.)
- Der betreffende Chef bekam eine Rüge von ganz oben.
- Ich wurde nicht entlassen, nur strafversetzt: In die Dependance 20 km weit weg aufs Land - von wo aus man eine Linie von frühen Fakturiercomputern auf den Markt werfen wollte.

Es wurde zu einer der besten Strafaktionen meines Lebens.
Ich war selbstständig geworden.
Und ich lernte zum ersten Mal Computer aus der Nähe kennen.
Zurück
Viertelbildung: Viel besser als Halbbildung.
Man weiß gerade so viel von einem Gegenstand, dass man sich einigermaßen sicher orientieren kann. Und man weiß, dass man nichts weiß – weiß aber auch, wo und wie gegebenenfalls mehr Wissen erreichbar wäre. (Falls so was wirklich möglich ist. Andernfalls weiß man wenigstens um diese Beschränkung: Es geht schon weiter, aber ich schaff es halt leider nicht.)

Großer Vorteil: Man kann sich rasch und mit vertretbarem Aufwand in vielen Gebieten orientieren.
Großer Nachteil: Man weiß fast nichts richtig.
Noch ein Vorteil: Man muss nicht ganz unten einsteigen, wenn man ein Wissensgebiet vertiefen möchte. Die Konzentration braucht nicht übermäßig von den normalen Lebensanstrengungen abwandern.

Nicht erstrebenswert: Eine Stufe darunter. Da kennt man viele Wörter, aber fast keine (oder zumindest kaum richtige) Inhalte. Ergibt Geschwätz und Festwachsen von Vorurteilen.
Gewohnheiten sind das; schwierig wegzubekommen.
Zurück